blau

Hippieslandvertikal9.jpg

InterviewWF1.jpg

InterviewWF2.jpg

InterviewWF3.jpg

InterviewWF5.jpg

InterviewWF9.jpg

Das Interview mit White Falcon führte Michael aus dem Hippiesland am 01.11.15

Michael: Heute haben wir Wolfgang Keune (White Falcon) bei uns zu Gast.
Hallo White Falcon, Du bist ja schon seit Jahren on the road als Musiker und hier schon bekannt im Duo Schirneck & Keune. Erzähl doch mal etwas über Deinen Werdegang als Musiker und was Du sonst machst, wenn Du keine Musik machst...

White Falcon: Nun, meine Leidenschaft für Musik hatte ich schon recht früh, aber bis ich dann tatsächlich anfing Gitarre zu lernen, vergingen doch noch einige Jahre, und es dauerte bis zu meinem Zivildienst, als ich dann motiviert von meinem Cousin und Zivildienst-Kollegen mit einer Konzertgitarre anfing Riffs der Beatles und AC/DC zu üben sowie viele unzählige Folksongs aus den 60s und 70s zu lernen - von Bob Dylan über Donovan, Arlo Guthrie bis zu Neil Young. Kaufte mir dann eine gebrauchte E-Gitarre und gebrauchten Amp von einem Kollegen - und dann gings natürlich ab. Gründete dann nach einem Workshop im Jugendhaus zusammen mit anderen Teilnehmern meine erste Band, und es folgten noch weitere Bands, bis ich bei einer Session in Stuttgart auf einen Neil Young Freak auf der Bühne stoß, mit dem ich meine erfolgreiche Band Goldrausch gründete, mit denen ich in 5 Jahren ca. 70 Auftritte von Garmisch bis Erfurt bestritt. Da man bei allem Erfolg nicht von der Musik leben kann, muss man leider arbeiten gehen und das in meinem Fall im chaotischen Schichtdienst für die Gesellschaft im Einsatz für die Minderheiten.

Michael: Welche musikalischen Entwicklungen machtest Du durch, bis es zum erfolgreichen Projekt mit Goldrausch kam?

White Falcon: Nun, nach meiner ersten Band in meiner Hometown Esslingen gründete ich beim Studieren in Reutlingen an der Fachhochschule eine Studentenband, wo wir in großer Besetzung auch mit Bläsern Soul, Blues, Latin, Ska, Rock und Pop Klassiker der 60s bis 90s coverten und dabei auch in unserm Stil bearbeiteten, dort und auch ausserhalb der Fachhochschule viele Auftritte hatten bis nach Karlsruhe. Die Band hiess Green Cold Cucumbers und hielt mit Umbesetzungen, die das Studentenleben so mit sich bringt, 10 Jahre lang!
Daneben lernte ich noch autodidaktisch und nach meinen Vorbildern Jack Bruce und Paul McCartney den Bass spielen und legte mir einen Höfner Bass zu. Spielte dann ein paar Jahre in einem Bluesrock Trio in Esslingen.
Daneben lernte ich auf den Gitarrentagen in Schorndorf damals einen Bassisten kennen und stieg parallel dann noch in seine Band Vinca Minor ein, wo wir hauptsächlich eigene Stücke komponierten im Latin-Folk-Rock Stil und hatten auch mit dieser Band einige Gigs im Großraum Stuttgart. Die Band brach dann leider auseinander, als der Bassist und Bandleader andere Projekte verfolgen wollte und ausstieg.
Auf Sessions in Stuttgart, wo ich nebenher viel unterwegs war, lernte ich eine Drummerin kennen, die viel Jazz machte. Eine bis dahin für mich recht unbekannte Musikform *lach*, und ich durfte dann 6 Monate lang in ihre Studenten Big Band Allmann Chaoten Orchester reinschnuppern als Gitarrist. Sie vermittelte mir einen Jazz Gitarrenlehrer, und so begann meine Jazz-Zeit. Lernen der komplexen Song Strukturen, noch mehr Harmonielehre, lernen von Jazz Standards und improvisieren auf höherem Niveau. Das brachte mich schliesslich auf der Gitarre entscheidend weiter, weil ich ganz andere Soundspektren in mich aufsog und mich auch auf dem Griffbrett der Gitarre nun lückenlos auskannte .
Beendet wurde diese intensive Jazz-Zeit dann mit dem Kennenlernen des Neil Young Freaks bei ner Session im Cassiopeia Stuttgart...

Michael: Du warst ja mit Goldrausch recht erfolgreich als Neil Young Tribute Band in halb Deutschland sogar unterwegs. Gibt es die Band denn noch?

White Falcon: Ja, die Band gibt es heute noch in neuer Besetzung. Sie agieren jetzt hauptsächlich in Bayern, teilweise auch darüber hinaus. Die alte Besetzung fiel auseinander, als unser Drummer wieder als Koch arbeiten musste und keine Zeit mehr hatte, und die Suche nach einem neuen Drummer gestaltete sich sehr schwierig. Dazu kam, dass mein Sänger nach Oberbayern umzog. Wir waren die einzige echte Neil Young Tribute Band im Südwesten, und einen neuen Sänger zu suchen erschien mir aussichtslos. Es gab noch mal einen Versuch mit einem Sänger aus dem Großraum Stuttgart, was aber in einem schlimmen Fiasko endete auf persönlicher Ebene. Ich hatte dann mit meinem Sänger in Oberbayern noch ein paar kleinere Gigs und lernte dann aber über ein paar Ecken im Internet schliesslich Andreas Schirneck aus Thüringen kennen, mit dem ich dann ein neues und auch interessantes Ost-West Neil Young Tribute Projekt gründen konnte. Die Musik von Neil Young und auch CSN berührt mich zutiefst, und ich wollte auf jeden Fall versuchen, in dem Genre weiterzumachen und das weiterentwickeln.

Michael: Ich stelle es mir schwierig vor, über so große Entfernungen zusammen Musik machen zu können. Wie läuft das bei Euch? Wie und wo trefft Ihr euch zum Proben?

White Falcon: Nein, wir haben bis heute noch nicht zusammen geprobt! Über eMail und Telefonate haben wir uns ganz am Anfang vor unserer ersten gemeinsamen Tour über die Songtitel verständigt, die wir zusammen bei den Auftritten spielen und auch gemeinsam singen möchten. Und ich bereitete mich zuhause so gut vor, wie es ging, und bei den Auftritten selbst half mir meine bis dahin große Session Erfahrung, die ich über Jahre in Stuttgart, Schorndorf, Esslingen usw. mit wildfremden Musikern auf öffentlichen Bühnen machte und natürlich die jahrelange Arbeit mit Goldrausch, sehr viel! Konnte daher auch gut spontan reagieren auf der Bühne im Zusammenspiel mit Andreas, so dass es dem Publikum kaum auffiel, dass wir nie zusammen geprobt hatten hahaha... Schön ist, dass es genug Raum gibt für Improvisationen just in time bei den Gigs gibt und dass kein Song jeden Abend genau gleich klingt. Das macht es auch immer spannend und wird nie langweilig. Denn das Grundgerüst des Songs steht, aber die Ausgestaltung ist dann fast jedes Mal etwas anders. Wir lassen uns da bewusst Raum dazu. So wird die ganze Sache wirklich Live und jedes Mal einmalig. Bei Goldrausch war das zu unseren Glanzzeiten auch möglich, doch es passierte in einem etwas engeren Gerüst, da wir ja auch zu viert waren und gemeinsam probten.

Michael: Das ist wirklich interessant. Wie kam es dann dazu, dass Ihr eigene Songs geschrieben habt und sogar eine eigene CD produziert habt?

White Falcon: Der Wunsch kam immer öfters aus dem Publikum: „Habt ihr denn keine eigene CD?“ Da ich früher schon in Projekten wie Vinca Minor auch am Songwriting aktiv beteiligt war und auch Andreas immer wieder eigene Ideen hatte, begannen wir, jeder für sich und auch im Ausstausch miteinander, Songideen zu entwickeln, Texte zu schreiben, musikalische Songstrukturen zu entwerfen und tauschten uns über 400km Entfernung dann mittels Aufnahmen aus. Schliesslich hatten wir dann zusammen 14 fertige Songs geschrieben, die in etwa in den Folkrock Stil unseres Tribute Programms hineinpassten. Über den langen, kalten und dunklen Winter 2012/13 wurden die Songs verfasst, und an Ostern 2013 brachten wir einige von den Songs zum ersten Mal als Welturaufführung vor unser Live Publikum, die begeistert darauf reagierten . Schon 10 Tage später trafen wir uns im Obscure Music Studio in Frankfurt am Main, wo wir innerhalb 3 Tagen alle 14 Songs aufnahmen. Wir nahmen sie bewusst Live im Studio auf. Wir wollten, dass die Songs auf CD möglichst so klingen wie wir sie auch Live im Konzert bringen und die Live Atmosphäre, die gemeinsame Chemie des Live-Zusammenspielens dann auf die CD übertragen wird, und das ist uns auch gelungen. Leider sind auf der CD nur 13 Songs drauf. Einer musste weichen, da wir mit der Spielzeit von über 74 Minuten an die bespielbaren Grenzen des Mediums kamen. Den fehlenden Song "big bluff" spielen wir aber nach wie vor bei unseren Konzerten.

Michael: Unsere Leser würden natürlich gerne wissen:  Wo gibt es Eure CD "Glidin' Down The Road" zu kaufen?

White Falcon: Natürlich bei unseren Konzerten sowie bei den Solo Konzerten von Andreas, über mich natürlich auch oder ganz bequem über den Shop auf Andreas' Homepage http://www.andreas-schirneck.de/shop/

Michael: Dann gab es ja dieses Jahr für Euch ein riesen Highlight. Ihr seid das erste Mal auf einem anderen Kontinent auf Tour gewesen!! In Kanada!! Wie kam es dazu, und wie lief Eure Tour?

White Falcon: Ja, das war wirklich eine Erfahrung für’s ganze Leben, als Musiker wie auch als Mensch! Wir wurden von einem Neil Young Freak eingeladen, der aus Deutschland nach Kanada ausgewandert war, genauer nach Calgary, Alberta. Und so flogen wir im Mai für 3 Wochen dort hin, liehen uns vor Ort aus der Nachbarschaft Instrumente und Equipment aus, danach dann in einem Musikladen Long & McQuade vor Ort und spielten gleich nach Ankunft unseren ersten Gig auf kanadischem Boden - und das Publikum reagierte frenetisch auf uns, was wir niemals erwarteten. Wir spielten immerhin die Songs ihres kanadischen Songwriter Heroes, sangen als Deutsche auf englisch, und die Kanadier verstehen als native speakers ja jedes Wort im Gegensatz zu unserem deutschen Publikum hierzulande. Trotzdem kamen auch unsere eigenen Songs sehr gut an, und unsere CD’s, die wir dabei hatten, wurden uns förmlich aus den Händen gerissen. Wir spielten Open Stages in Downtown Calgary, aber auch Gigs dort und bspw. in Stettler oder High River weit ausserhalb von Calgary, aber auch erstmal beschränkt auf Alberta. Das Land ist riesengroß, und man spürt es als Europäer erst, wenn man wirklich dort ist, welch riesige Entfernungen zu überwinden sind. Neben der Musik wollten wir natürlich auch noch etwas vom Land sehen, machten eine Rocky Mountain Tour und besuchten auch die Blackfoot. Das war sehr beeindruckend alles. Ich hoffe, wir können das irgendwann einmal wiederholen. Einige Live Videos aus Kanada sind auf Andreas' Homepage und hier im Hippiesland verlinkt.   
http://www.andreas-schirneck.de/

Michael: Das ist wirklich toll! Seid Ihr auch in Webradios aktiv?

White Falcon: Oja. Hin und wieder laufen einige eigene Songs von uns auf Webradios, u.a. auch auf Radio Plattenkeller

Michael: Du spielst ja neben Gitarre auch Bass und singst. Wahrscheinlich besitzt Du nicht nur eine Gitarre und einen Bass, oder?

White Falcon: Oja, im Laufe der 25 Jahre seit ich angefangen habe, sammelt sich natürlich auch bei nem Hobby oder Amateur, oder Halbprofi Musiker hahaha so manches an.
Angefangen hab ich mit ner Saratoga Konzertgitarre, die ich auch heute noch habe, dann meine erste E-Gitarre eine Ibanez PF100 Les Paul Kopie aus den 70s, eine Yairi Western Gitarre von nem Musikerkollegen. Dann kaufte ich mir eine 12 String Rickenbacker in Fireglo, einen Beatles Höfner Bass Bj. 1965 auf nem Flohmarkt. Dann als ich mit Jazz anfing, eine gebrauchte Gibson ES335 TD in walnut Bj. 1979, die dann meine jahrelange Hauptgitarre in allen Projekte war, daneben holte ich mir eine neue Epiphone Casino mit Bigsby, einen Rickenbacker 4003 Bass in Fireglo, den ich mal 2 Jahre in einer Metal Band und 2 Jahre in einer 60s Garagenband spielte sowie auf Sessions, bis ich mir im Duo mit Andreas dann eine schwarze Gibson Les Paul zulegte und diese mit einem Bigsby Vibrato versehen liess in Anlehnung an die Old Black von Neil Young. Da kam auch gleich ein neuer Verstärker hinzu, ein Fender Blues Deluxe, dann noch 3 Gretsch Gitarren, eine 6136 White Falcon, eine 6122 II Country Gent und eine 6128 Duo Jet, sowie dann eine Martin D41 von Rene von Change Partners und eine gebrauchte Martin D45, die wirklich das non plus ultra an Sound wie fast ein Piano ist und last but not least ein Fender Tweed 57 Champ, ein Fender 63 Tube Reverb und noch ein paar Effekte-Treterchen.

Michael: Was ist als nächstes geplant?

White Falcon: Wir schreiben weiterhin aktiv Songs, wir spielen auch 2016 weiterhin zusammen Gigs, ich habe 4 neue Songs geschrieben, es wird gemeinsame Projekte geben, evtl. auch mal ein Solo Projekt zwischendurch. Andreas hat einige weitere Projekte laufen, u.a. solo, dann mit der Blues und Folk Legende John Kirkbride und auch mit Publizisten, die er musikalisch begleitet und sein berühmtes Renft-Programm. Er war ja nach der Wende jahrelang mit der Legende Klaus Renft unterwegs, bis dieser leider viel zu früh von uns ging. 
Darüber hinaus bin ich noch als Studiomusiker auf Anfrage aktiv, habe auf dem Debut Album von Belqis, einer Songwriterin aus Frankfurt bei einigen Songs Leadgitarre eingespielt im Obscure Music Studio bei Fabian Zirkler.
Ich habe in meiner Southern West Prairie noch 3 weitere Bandprojekte unterschiedlichen Stils am laufen. Die interessanteste ist ein halbakustisches 60s Projekt als Trio, auch ohne Schlagzeug mit dreistimmigem Gesang namens Beatrospective. Das ist recht anspruchsvoll, und es gibt bislang 3 Demo Videos von uns, aufgenommen in der Medienakademie Metzingen. Gigtermine mit Andreas und mit meinen Projekten veröffentliche ich hier im Eventkalender des Hippieslands.

https://vimeo.com/139074591
https://vimeo.com/139075989
https://vimeo.com/139074590

Darüber hinaus gab es und gibt es ständig Kontakte auch zu anderen Neil Young Freaks in der Human Highway - und German Rust-Liste auch mit Musikern u.a. mit Rene Seidenkranz von Change Partners, Old Frank Smith aus Hessen, Albert Stromann aus Schloss Hülchrath, Bozz Rock Band usw. usw. Sessions und Jams, Feste, Treffen über ganz Deutschland verteilt, von der Ostsee bis ins Rheinland und in den südlichen Zipfel nach Bayern, sowie  Feldberg im Schwarzwald. Gemeinsame Treffen, wenn Neil Young und Crosby Stills Nash (CSN) auf Tour in Deutschland sind....usw.  

Michael: Das hört sich ja richtig gut an. Ich wünsche Dir, mit Andreas und Deinen anderen Projekten viel Erfolg - und lass von Dir hören!

White Falcon: Mach ich, bis bald!