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Das Interview mit mit Marc Dreher von BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE führte Daniel Wieland am 16.04.2019


Längst sind BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE keine Unbekannten mehr in Sachen Doom Metal. Mit ihren vielfältigen Einflüssen aus Psychedelic, Stoner, Shoegaze und Post Rock hat das 2014 gegründete Stuttgarter Quartett eine Mischung kreiert, wie sie eigenständiger nicht sein könnte. Mit ihrem bereits zweiten Album Grandmother entwickelt sich die Band musikalisch hörbar weiter und legt die Messlatte ziemlich hoch. Zeit also, der Band ein paar Infos zu entlocken.

Daniel Wieland: Herzlichen Glückwunsch Marc, der Start zu eurem neuen Album Grandmother ist gelungen. Vorab gab es einen kleinen Appetizer, ein Video ging online, und eure Platte wurde auf dem YouTube-Channel Stoned Meadow Of Doom veröffentlicht, was euch gute Klickzahlen und gute Promo für die Platte garantieren wird. Weiter noch liegt eine kurze, aber erfolgreiche Europa-Tour hinter euch. Wie beurteilst du die gegenwärtige Stimmung innerhalb der Band?

Marc Dreher: Wie du schon erwähnt hast, läuft das gerade alles recht gut. Wir konnten seit unserer Gründung 2014 schon zwei Alben herausbringen und zwei Touren sowie etliche weitere Gigs spielen. Wir genießen die Zeit in vollen Zügen, da man natürlich nie weiß, wie das mit der Band und vor allem im Privatleben in 4-5 Jahren aussehen wird. Aktuell haben wir alle das Glück, uns zu 100% in die Band einbringen zu können. Dementsprechend ist die Stimmung natürlich sehr gut.

Daniel Wieland: Als ihr BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE gestartet habt, hattet ihr da schon vor Augen, dass alles einmal solche Dimensionen annehmen würde, oder seid ihr da selbst überrascht? Hattet ihr Ziele, die ihr euch gesetzt hattet und erreichen wolltet?

Marc Dreher: Zum Teil sind wir da schon selbst überrascht. Das lässt sich z.B. daran erkennen, dass wir für unser erstes Album Medicine keinen Vinyl Master anfertigen ließen, weil wir damals nicht davon ausgingen, dass wir das so schnell bzw. jemals auf Platte rausbringen können. Auch an ein Label oder Booking haben wir in keinster Weise gedacht. Das kam dann doch alles recht schnell und unerwartet. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir schon immer recht ehrgeizig waren. Das hat sich aber weniger in irgendwelchen großen Zielen oder Plänen ausgedrückt. Vielmehr versuchen wir unsere Lieder mit einem etwas perfektionistischen Ansatz zu „schreiben“. Da wird dann jeder Part, jede Melodie gefühlt, noch 10 mal überprüft und umgeschrieben, bis wir alle damit zufrieden sind.

Daniel Wieland: Harte Arbeit zahlt sich aus. Richtig oder falsch?

Marc Dreher: Auf jeden Fall richtig! Obwohl wahrscheinlich Glück und Zufall immer eine Rolle spielt. 

Daniel Wieland: Eure Wege führen euch auch immer wieder in den Norden, wo der Sitz eures Labels Pink Tank Records ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, die bereits mit eurem hochgelobten Vorgängeralbum Medicine hervorragende Früchte getragen hat?

Marc Dreher: Jan, der damals das Label leitete, hat uns mit seiner unvergleichlichen Art wortwörtlich so auf Facebook angeschrieben: „Hey, wollt ihr euer Album mal auf Vinyl veröffentlichen?“. Ich war erst mal skeptisch und wusste nicht so ganz was das soll und wer der Typ eigentlich ist. Aber nach einem etwa zweistündigen Telefonat war ich von dem Label und dem Konzept, welches Pink Tank fahren, überzeugt. Medicine hat er über YouTube entdeckt, wie so viele andere Leute. Ich kann dazu nur sagen: Es klingt zwar paradox ein Album, welches zeit- und vor allem kostenintensiv ist, einfach umsonst im Internet hochzuladen. Aber nur so können eine recht große Anzahl an Leuten deine Mukke hören. Und wenn man Glück hat, ist dann auch so jemand wie Jan dabei und bietet dir gleich an, das Album auf Platte zu veröffentlichen.

Daniel Wieland: Trotzdem treffe ich in diesen Tagen auch immer wieder Leute, die der Meinung sind, dass euer neues Album Grandmother härter und düsterer ist als Medicine. Würdest du da zustimmen? Wenn ja, warum klingt das neue Material stellenweise so brutal?

Marc Dreher: Das ist auch der Tenor in den Reviews, die wir bis jetzt hatten. Und er ist absolut zutreffend. Nach Medicine standen uns musikalisch mehrere Wege offen. Das Album war ja auch schon recht vielseitig an Sounds und Genre-Einflüssen. Wir haben uns dann aber gemeinsam entschieden, nochmal eine Schippe drauf zu legen und einen härteren, aber vor allem auch düsteren Sound zu fahren. Da kam uns auch unsere Leidenschaft für Doom zu Gute. Die Grundrichtung stand also schon vor Beginn des Songwriting Prozesses fest. Das erste Lied, welches wir dann bewusst dafür geschrieben haben war Cinitus und legte natürlich gleich mal den Sound auf ein recht krasses Level fest. Der Song hat aber eigentlich alles was Grandmother ausmacht. Zum einen heftige Doom Riffs, hohes Maß an psychedelischen Sounds und Effekten, aber auch schöne und ruhige Parts, welche dann oft im Shoegaze und Post-Rock zu verorten sind. Gerade letztere Genres sind neu in unserem Sound. Simon und ich sind gerade recht viel im Shoegaze unterwegs, das hat sich auf jeden Fall auch auf den Sound ausgewirkt.

Was den Sound betrifft hat das natürlich auch mit der Art und Weise zu tun, wie Ralv Milberg die Scheibe aufgenommen, abgemischt und gemastert hat. Der Mix ist sehr giftig geworden, und der Sound hat auch viel damit zu tun, dass wir die Songs live in einem Raum aufnahmen.

Über die Drums kann ich dir natürlich mehr erzählen. Bei der schnellen Passage von Cinitus zum Beispiel haben wir zusätzlich noch eine weitere Schlagzeugspur aufgenommen, was den Part nochmal ordentlich pusht. Die Kette am Anfang des Lieds geht in die ähnliche Richtung. Oder zusätzliche Snare Schläge, die nochmal gedoppelt werden usw. Das waren zum Teil auch Ideen, die Ralv miteingebracht hat. Er versteht einfach haargenau auf was wir hinauswollen. Es macht immer wieder viel Spaß, mit ihm zusammen zu arbeiten, menschlich wie musikalisch.

Daniel Wieland: Was für eine Bedeutung hat der Albumtitel Grandmother, und in welcher Verhältnismäßigkeit steht dieser zu den Lyrics der Songs?

Marc Dreher: Aufgrund unseres langen Bandnamens suchen wir natürlich immer nach kurzen prägnanten Album-Titeln. Wie Medicine hat Grandmother erst mal keine großartige Bedeutung. Das zieht sich generell durch die Lyrics, die Simon schreibt. Da geht es in erster Linie nicht um eine Message oder sonst was. Teilweise geben die Lyrics überhaupt keinen Sinn. Oft werden Bilder damit ausgedrückt und die Texte bringen dann eine visuelle Ebene mit ein. Oder sie klingen einfach von der Aussprache passend. Der Gesang ist bei uns wie ein 5. Instrument und wird auch so eingesetzt. Abgesehen davon ist der ja viel zu verhallt, um irgendetwas zu verstehen. 

Daniel Wieland: Erzähl uns bitte etwas über die Auswahl des Studios und den Aufnahmeprozess.

Marc Dreher: Wie schon oben erwähnt, waren die Milberg Studios die erste Wahl. Wir hatten da schon so gute Erfahrungen mit Medicine gemacht, da war das keine Frage, wo wir Grandmother aufnehmen werden. Doch gab es dieses Mal ein paar Hindernisse. Da wir doch recht laut sind, und da Ralv zu der Zeit etwas Probleme mit der Nachbarschaft hatte, mussten wir ein anderes Studio suchen, wo Lärm erst Mal kein Problem darstellt. Da sind wir auf die Tin Roof Studios gekommen, die in Stuttgart Feuerbach sind. Aber das Studio war super, und wir hatten dort eine wunderbare Zeit. Vielen Dank an Böni an dieser Stelle, der bereit war das Studio an uns zu vermieten!

Die Aufnahmen waren teilweise recht anstrengend und nervenaufreibend. Wir konnten erst um 16 Uhr anfangen und spielten bis ins Morgengrauen. Da gab es dann manchmal den goldenen Take um halb 4 in der Nacht. Jan Georg Plavec hat zu diesem Thema einen Bericht in der Stuttgarter Zeitung geschrieben, das fasst das alles eigentlich gut zusammen. https://www.stuttgarter-zeitung.de/...

Daniel Wieland: Hinter einer Band steckt streckenweise unheimlich viel Arbeit, die weit über ein Hobby hinausgeht. Viele junge Musiker kennen das und organisieren trotzdem alles selbst. Ihr habt in der Vergangenheit ebenfalls viel selbst gemacht und organisiert. Bemerkt ihr durch eure Booking Agentur eine starke Entlastung?

Marc Dreher: Enorm! Davor war ich ja zuständig für das Booking und alles Organisatorische und ganz ehrlich: Mir ging das so auf den Sack. Ich wollte mich in erster Linie um die Musik kümmern und war dann ganz froh, als wir diese Sache „auslagern“ konnten. Ich wäre wahrscheinlich auch nie in der Lage gewesen eine Tour zusammenzustellen, dafür hätten mir vor allem die nötigen Kontakte gefehlt. Das ist schon eine enorme Entlastung. Man kann sich somit auf andere Dinge konzentrieren.

Daniel Wieland: Was sind eure weiteren Pläne mit BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE?

Marc Dreher: Wie schon gesagt, wir schmieden nicht großartig Pläne. Im September spielen wir nochmal eine Tour, und ich hoffe, dass die ähnlich gut wird wie die im März. Ansonsten lassen wir alles auf uns zukommen. Irgendwann werden wir uns natürlich an ein weiteres Album machen, aber das hat erstmal Zeit.

Daniel Wieland: Habt ihr noch eine Message, die ihr unseren Lesern oder Nachwuchsmusikern mit auf den Weg geben wollt?

Marc Dreher: Darin bin ich schlecht. Ich würde ja sagen, alle musikalischen Konventionen über Bord werfen und einfach das machen was einem in den Sinn kommt. Aber ich vermute, das wissen eure Leser schon, sonst wären sie nicht auf dieser Seite.

Daniel Wieland: Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview und wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

Marc Dreher: Gerne, vielen Dank für die Anfrage!